Unser Wald

kritische Betrachter
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Die folgenden Ausführungen wurden mit freundlicher Genehmigung den Stellungnahmen - http://www.egeeulen.de/files/10_gruende_wald.pdf und http://www.egeeulen.de/files/stellungnahme_verbaende_kreis_eu.pdf - der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e.V. (EGE), European Group of Experts on Ecology, Genetics and Conservation entnommen.

Diese Ausführungen sind in ihrer Aussagekraft so prägnant zutreffend und in ihrem Wahrheitsgehalt so psychologisch eingehend, dass wir jeden Leser nur auffordern können, den Artikel zu lesen. Uns hat er jedenfalls sehr überzeugt.

Hilsberg im Sommer
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Der bisherige Ausbau der Windenergie erfolgte bislang ohne Inanspruchnahme von Waldflächen – allerdings weniger wegen einer ausdrücklichen Entscheidung zum Schutz des Waldes. Der Wald schied vielmehr bereits aus technischen Gründen als Standort für WEA weitgehend aus. WEA im Wald blieben deshalb bundesweit Ausnahmen und überwiegend auf Freiflächen im Wald beschränkt. Aufgrund der technischen Fortentwicklung und der Zunahme der Anlagenhöhe können WEA verstärkten Interesse nicht nur der Windenergiewirtschaft an Anlagenstandorten im Wald, sondern auch der staatlichen wie privaten Forstwirtschaft, welche hierfür Erwägungen des Klimaschutzes in den Vordergrund stellt, sich in Wahrheit von Standortentscheidungen für WEA im Wald aber nicht zuletzt finanzielle Vorteile verspricht. Damit rückt zumindest statistisch gesehen ein beträchtlicher Flächenanteil Deutschlands, nämlich 31 % der Staatsfläche, in das Blickfeld der Windenergiewirtschaft, der bisher vor der Errichtung von WEA weitgehend geschützt zu sein schien.

WEA sind technische Bauwerke, von denen aufgrund ihrer Größe, Gestalt, Rotorbewegung und -reflexen, Sicherheitskennzeichnung mit Farbanstrichen und Licht großräumige Wirkungen ausgehen, welche das Erscheinungsbild einer Landschaft verändern und bei großer Anzahl und Verdichtung ganzen Regionen den Charakter einer Industrielandschaft geben können. Die bauhöhenbedingte Dominanz der Anlagen mit Gesamthöhen von heute bis zu 200 m wird aufgrund der Bevorzugung exponierter Standorte noch verstärkt. Bei weitem Sichtfeld oder exponierter Lage sind die Anlagen in bis zu 10 km Entfernung und mehr noch sichtbar. Die negativen Auswirkungen auf das Landschaftsbild sind umso schwerwiegender je natürlicher oder kulturhistorisch bedeutsamer die betroffenen Gebiete sind.

Hilsberg im Winter
hilsberg winter

Gerade in bisher technisch nicht oder wenig beeinflussten oder kaum erschlossenen Gebieten, zu denen generell der Wald zählt, führen Bau und Betrieb von WEA zu einer Verminderung der natürlichen oder kulturhistorischen Eigenart und zu einem Verlust an Ungestörtheit und Ruhe von Natur und Landschaft. Hierzu tragen auch Erschließungen, Anbindungen an das Energieleitungsnetz und Wartungsarbeiten bei, die für Bau und Betrieb von WEA erforderlich sind.

Bau und Betrieb der Anlagen können zudem die Lebensräume bestimmter wildlebender Tierarten zerstören oder erheblich beeinträchtigen. Für zahlreiche Vogel- und Fledermausarten besteht überdies die Gefahr, mit den Anlagen zu kollidieren. Diese Gefahr ist bei schlechten Sichtverhältnissen und Starkwind oder Sturm besonders hoch.

Die Gründe im Einzelnen:

Trotz aller Veränderungen zeichnet sich der Wald im Gegensatz zu urbanen und städtisch geprägten Räumen und großen Teilen der Agrarlandschaft durch eine Vielzahl von Merkmalen aus, die ihn aus der übrigen Landschaft herausheben. Zu diesen Merkmalen zählen vor allem die Erlebbarkeit natürlicher Abläufe und Prozesse, von Ruhe und Ungestörtheit, Harmonie und Schönheit von Natur und Landschaft. Diese Merkmale begründen die hohe Bedeutung des Waldes für das Heimatbewusstsein, Landschaftserleben und nicht zuletzt die physische und psychische Gesundheit des Menschen. Dies erklärt die starke emotionale Bindung vieler Menschen an den Wald und den hohen gesellschaftspolitischen Stellen-wert seines Schutzes. Der Wald ist für das natürliche und kulturhistorische Erscheinungs-bild von Natur und Landschaft von besonderer Bedeutung, zumal außerhalb des Waldes der Verlust des natürlichen und kulturhistorischen Formenschatzes, die Nivellierung und technische Überformung des Landschaftsbildes bereits weit fortgeschritten sind. Der Wald gilt gewissermaßen als eine letzte Bastion der Natur.

Die Ermittlung und Bewertung der Folgen von Bau und Betrieb von WEA im Wald muss die  Funktion des Waldes für das Landschaftserleben, die Erholung und die Gesundheit des Menschen einbeziehen. So gesehen ist die Windenergie keine von vornherein umweltfreundliche Form der Energiegewinnung – an vielen Standorten außerhalb des Waldes nicht und insbesondere im Wald nicht. Das Vordringen von WEA in den Wald dürfte daher zu Recht als ein Tabubruch empfunden werden.

Erwartungsgemäß konzentriert sich das Interesse der Windenergiewirtschaft im Wald auf die energieertragreicheren Standorte. Dieses sind vor allem Freiflächen und exponierte Standorte im Wald. Anlagen an diesen Standorten – etwa im Hügel- und Bergland – können von weither wahrgenommen werden. Insofern besteht die Gefahr einer Überformung und Verfremdung bisher naturnaher Landschaftsteile, deren Wert gerade in einem noch relativ naturnahen, von technischen Anlagen weitgehend freien Panorama besteht.

Hilsberg im Sommer
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Die Anlagen sind wegen der erforderlichen großen Freiflächen und Erschließungen generell und erst recht im gesamten Hügel- und Bergland weiträumig optisch bestimmend. Außerdem zerschneiden die Anlagen bisher zusammenhängende unzerschnittene Räume, was zusammen mit einer Zunahme von schwer befestigten Erschließungen zu einem weiteren Verlust an Ungestörtheit führt und die Eignung des Waldes für die naturbezogene Erholung herabsetzt. Diese Maßnahmen können auch zu erheblichen Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes hinsichtlich des Bodens, des Klimas, der Arten und Biotope führen. Auf diese Weise würden regelmäßig größere Flächen massiv in Mitleidenschaft gezogen werden (z. B. durch freistellungsbedingte Baumschäden).

Der Anteil schutzwürdiger, gefährdeter oder auch besonders geschützter Biotope ist im Wald überproportional hoch. In vielen Bundesländern ist der Anteil gefährdeter Biotoptypen nirgends größer als im Wald – mit großem Abstand zu allen anderen Lebensräumen. Insoweit besteht die Gefahr, dass solche Biotope im hohen Maße von der Bereitstellung von Waldflächen für die Errichtung von WEA beeinträchtigt werden. Die bereits an sich hohe Bedeutung des Waldes für den Biotop- und Artenschutz spricht grundsätzlich gegen eine Inanspruchnahme des Waldes für WEA.

Etwa die Hälfte aller in Deutschland vorkommenden Vogelarten besiedelt mehr oder weniger bevorzugt den Wald, etwa ein Drittel davon gelten als echte Waldvögel. Die Inanspruchnahme von Wald für WEA führt zu einem unmittelbaren Verlust der Lebensräume vor allem störungsempfindlicher Arten mit großem Raumbedarf. Hierzu zählen vor allem alle Wald bewohnenden Greifvogel- und Eulenarten, Kolkrabe, Schwarzstorch, Graureiher, Hasel- und Auerhuhn. Der Luftraum, den Greifvögel, Störche und Reiher für Balz, Nahrungsflüge oder zum Erreichen der Nahrungshabitate über Wäldern nutzen oder regelmäßig überfliegen, kann viele Quadratkilometer groß sein. Die anlagenbedingten Störungen reichen weit über die unmittelbar beanspruchten Flächen hinaus. Hinzu kommen Störungen aufgrund von Erschließungen, Wartungs- und Reparaturarbeiten. Hierbei ist auch zu berücksichtigen, dass es sich z. T. um stark gefährdete oder vom Erlöschen bedrohte Vogelarten handelt. Ähnlich schwerwiegende Auswirkungen sind für die Lebensräume störungsempfindlicher Säugetiere wie Wildkatze und Luchs zu erwarten, mit deren Erhaltung oder Wiederausbreitung nur in störungsarmen Waldgebieten gerechnet werden kann.

Hilsberg im Sommer
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Für alle über den Wald ziehende Vogelarten besteht die Gefahr, mit den WEA zu kollidieren. Besonders gefährdet sind Großvogelarten wie Kranich, Gänse und Schwäne, vor allem wenn die Anlagen im Bereich von Leitlinien des Vogelzuges oder exponierten Standorten errichtet werden. Das Risiko nimmt mit unzureichenden Sichtverhältnissen und Starkwinden noch zu, wenn die Vögel mit Sichtkontakt zum Boden z. T. in nur 50 – 100 m Höhe etwa über das Berg- und Hügelland ziehen. In jedem Fall ist das Risiko für Vögel, an Anlagen zu verunglücken im Wald tendenziell deutlich größer als im Offenland, weil die Anlagen im Offenland leichter wahrgenommen werden können. Im Übrigen scheint dieses Risiko bereits im Offenland deutlich größer als lange Zeit erwartet worden ist.

Bisher liegen zu den Einwirkungen von WEA im Wald nur unzureichende Erkenntnisseaus Forschungsvorhaben (siehe hierzu die Ergebnisse des Bundesamtes für Naturschutz) und Datengrundlagen aus Kartierungserhebungen vor. Es fehlen beispielsweise ausreichende Erkenntnisse zur Gefährdung von Vogel- und Fledermausarten, über den Einfluss von WEA bzgl. der Routen von Zugvögeln und ziehenden Fledermausarten, über den Einfluss der WEA auf das Mikroklima im Wald und über die Auswirkungen der Verwirbelungen über den Baumwipfeln.

 Fazit:

Die Beachtung dieser Gründe sollte schon von der Windenergiewirtschaft selbst erwartet werden können, denn kein anderer Teil der Energiewirtschaft stellt nach außen hin seine Verantwortung für die Umwelt so sehr heraus und möchte seine Interessen mit dieser Verantwortung legitimiert sehen wie die Windenergiewirtschaft. Einen ähnlich hohen Anspruch vertritt die Forstwirtschaft hinsichtlich des Schutzes des Waldes. So gesehen müsste Deutschlands grünes Drittel bestens geschützt sein vor einem neuen Vermarktungsinteresse.


Artikel aus Forst & Technik 07/2012 (vergrößerbar)
forst technik 2012 07s8k

In diesen Zusammenhang passt ein Beschluss, den die niedersächsische Landesregierung entschieden hat und per Landes-Raumordnungsprogramm festgeschrieben hat, keine Windräder in den Wald zu bauen.

Es wäre sicherlich angebracht, dass die Hess. Landesregierung sich an diesen Zielsetzungen orientiert. Explizit wird dort hervorgehoben, "Wald soll wegen seiner vielfältigen Funktion, insbesondere wegen seiner klimaökologischen Bedeutung, nicht für die Nutzung von Windenergie in Anspruch genommen werden".