Petition

Upetition uebergabensere Kundgebung am 13. Oktober und die dabei übergebene Petition an Landrat Fischbach war ein voller Erfolg. Es zeigte sich, dass sich die "Wogen nicht glätten" werden, wie es der Landrat gerne hätte und in verschiedenen Presseverlautbarungen immer wieder betont hatte.

Der vollständige Text lautet:

Eingabe zur Planung und Umsetzung der Energiewende im Landkreis Marburg-Biedenkopf

Sehr geehrter Herr Landrat Fischbach,

verstärkt durch die Ereignisse in Fukushima im März 2011 hat in Deutschland ein übereifriger Aktionismus bei erneuerbaren Energien eingesetzt, zudem noch beschleunigt  durch die alimentierende, Markt verzerrende Regelung zur Einspeisevergütung.

Geprägt ist diese fragwürdige Form der Energiewende durch viele unkoordinierte Projekte Einzelner. Ein ganzheitliches, nachhaltiges Konzept auf Bundes- und Länderebene gibt es nicht und wird nach derzeitigem Stand wohl noch lange auf sich warten lassen. So hinkt z. B. der zwingend notwendige Ausbau der Infrastruktur noch auf Jahre hinterher.


Selbst Bundespolitiker wie Umweltminister Altmaier haben inzwischen erhebliche Zweifel am Gelingen dieser Energiewende und warnen vor Überkapazitäten bei der regenerativen Stromproduktion und der finanziellen Überlastung der Bürger und Unternehmen.
Der Umweltminister selbst sieht den Wald als Standort für Windenergieanlagen (WEA) als ungeeignet an, und stellt den Schutz von Mensch und Natur verstärkt in den Vordergrund.

Windkraft ist stark witterungsabhängig und ohne Speichermöglichkeit. Die Energieausbeute verpufft  z. T. und dient nur beschränkt der Sicherstellung der Grundlast.
Hinzu kommt, und das ist besonders bedenklich, dass von Politikern und den Herstellern / Betreibern die negativen Auswirkungen von Windenergieanlagen auf die Gesundheit der betroffenen Menschen und die immense Beeinträchtigung von Natur und Landschaft heruntergespielt werden.


Nicht nur die ungenügende Einbindung der Bevölkerung bei Planung und Umsetzung der Energiewende ist mehr als kritikwürdig, sondern auch die Feststellung, dass der sich aufbauende Widerstand in der Bevölkerung übergangen wird.

Nicht wegzudiskutieren sind die sich aus dieser Fehlentwicklung  offensichtlich ergebenden gravierenden Folgen wie:

  • Ungeordneter Wildwuchs von WEA an ungeeigneten Standorten (Waldgebiete) mit mehr als zweifelhafter Effizienz und Ökonomie.
  • Fragwürdiges Profitstreben begünstigt durch Subventionshype.
  • Zerstörung von natürlichen, ökologisch wertvollen Lebensräumen und Gefährdung geschützter Tier- und Pflanzenarten.
  • Eingriff in den für den Menschen so wichtigen Erholungsraum Wald.
  • Gravierende Veränderung des Landschaftsbildes und Zerstörung der wertvollen, historisch gewachsenen Kulturlandschaft.
  • Starke Beeinträchtigung der Lebensqualität der Menschen in der Einflusszone von WEA mit wahrscheinlichen gesundheitsschädlichen Auswirkungen.
  • Drastisch steigende Energiepreise über höhere EEG-Umlage bei gleichzeitig ein-seitiger Belastung der privaten Verbraucher durch Entlastung der Industrie (soziale Schieflage).
  • Durch die Schaffung von Konzentrationszonen (Hilsberg u. a.) krass einseitige Benachteiligung der betroffenen Dörfer und  Menschen.
  • Entwertung betroffener Immobilien (Grundstock der Altersversorgung).
  • Beschleunigung der negativen demographischen Entwicklung (Wegzug der jüngeren Bevölkerung, kein Zuzug), Verödung der z. T. sehr alten Orte und Auflösung der sozialen, gesellschaftlichen Strukturen (z. B. Vereinsleben, Ehrenamt).
  • Verschärfung des Fachkräftemangels und Verlagerung von Unternehmensstandorten in attraktivere Regionen.

Die vorgenannten negativen Entwicklungen und Probleme treffen insbesondere auf die geplanten Standorte Hilsberg, Herrnwald, Allberg, Dusenberg / Streichenberg und weitere zu. Dies ist so nicht hinnehmbar und löst folgende wesentliche Forderungen aus:

  • Schutz des Ökosystems Wald: Keine WEA in Laub- / Mischwäldern !
  • Schutz des Menschen: Keine Mega-WEA  näher als 2.000 m zur Wohnbebauung !
  • Keine Umzingelung von Ortschaften !
  • Keine Grenzbebauung ohne zustimmende Mitwirkung der Bürger !
  • Öffentliche Fürsorgepflicht für den  Menschen: Unabhängige Untersuchung der  beeinträchtigenden  Wirkung von WEA – und zwar vor Baubeginn !
  • Schutz unserer Immobilien vor Entwertung, sowie Preisstabilität des volkswirtschaftlich existenziellen Gutes „Strom“!
  • Erhalt unserer Dörfer und Schonung der gewachsenen Strukturen !

Das bedeutet: Bis zur Klärung und Sicherung unserer berechtigten
Ansprüche,  KEIN BAU VON WEA wie jetzt geplant  !

Sehr geehrter Herr Landrat, bitte nehmen Sie die begründeten Sorgen und Ängste der Bürger in Ihrem Landkreis, der Einwohner Ihres Heimatdorfes und zuletzt in großer Zahl Ihre Wähler ernst ! Ihre wichtigste Verantwortung ist der Schutz der Menschen !

Gerade die Bedeutung des Waldes als Erholungsraum für den Menschen haben Sie bei einem aktuellen Anlass besonders hervorgehoben.
Die Problematik der Grenzbebauung und die ungerechte, krass einseitige Verteilung von Nutzen und Lasten wurde  jüngst von RP Dr. Wittek anlässlich einer Informations-
veranstaltung in Marburg am Beispiel Hilsberg als nicht hinnehmbar bezeichnet.

So kritisieren wir aufs Schärfste die intransparente Vorgehensweise beim Zielab-weichungsverfahren zum Hilsberg, das auf nicht nachvollziehbaren Grundlagen zur Umwidmung einer vormaligen Ausschlussfläche nun zu einer Vorrangfläche für WEA geführt hat. Dabei wurden zuvor geltende Naturschutzkriterien politisch gewillkürt einfach außer Kraft gesetzt.
Folglich ist die Genehmigung des Hilsberg-Windparks zu verweigern und der vormals gültige Zustand mit seinen Schwerpunkten wieder herzustellen !

Während der Mediationsgespräche haben sowohl Sie als auch RP Dr. Witteck betont, dass die Einkesselung von Ortschaften durch WEA zu vermeiden ist.
Daher verlangen wir, die nun von der Stadt Gladenbach für den Teil-Regionalplan angemeldeten Vorrangflächen in den Bereichen oberhalb des Herrnwalds und Allberg an der Gemarkungsgrenze zu Holzhausen abzulehnen.
Dies gilt auch für die von der Gemeinde Dautphetal gemeldeten Flächen am Dusenberg und Streichenberg in der Gemarkung Herzhausen und alle potenziellen Flächen, die das Ausschlusskriterium „Umzingelung“ erfüllen !

Zudem müssen die hier genannten Problemfelder und Kritikpunkte, sowie die sich
daraus ergebenden Forderungen unbedingt im zur Verabschiedung anstehenden Landesentwicklungsplan Berücksichtigung finden !

Die Verfolgung eines überehrgeizigen politischen Zieles – wenn auch in guter Absicht – unter Verletzung elementarer Interessen der Menschen wird so mangels Akzeptanz bei großen Teilen der Bevölkerung nicht gelingen, sondern für großen Unfrieden sorgen.


Die Presse würdigt die Veranstaltung mit folgenden Berichten:

HA 2012 10 14bk OP 2012 10 15k

petition karikatur