Sicherheit und Risiken

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Brandschutz bei Windenergieanlagen

Autor: Oliver Schonschek, Diplom-Physiker und Fachjournalist

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Kommt es zu einem Brand in einer Windenergieanlage, kann die Feuerwehr bislang kaum mehr ausrichten, als das Abbrennen zu kontrollieren. Die Position der besonders gefährdeten Gondel ist zu Löschzwecken kaum erreichbar. Deshalb plädieren Versicherer genauso wie Brandschutzausrüster für ein Brandschutzkonzept, das integrierte Brandmelde- und Löschanlagen vorsieht.

Windenergieanlagen sind nicht unumstritten, doch sie zählen eindeutig zu den Energiequellen der Zukunft. Deswegen ist der vorbeugende Brandschutz im Bereich der Windenergie unerlässlich.

Funken können sich schnell ausbreiten

Auch wenn moderne Windenergieanlagen enorme Abmessungen aufweisen, befinden sich die meisten zentralen Bauteile konzentriert in einem Bereich, der Gondel. Hier liegen Getriebe, Bremsen, Generatoren, Transformatoren, Schaltschränke und weitere elektrische Einrichtungen relativ nahe beieinander.

Umgeben sind die mechanischen Bauteile von Ölen und Schmierstoffen, zudem wird viel Kunststoff innerhalb der Gondel verbaut. Überhitzen sich nun bestimmte Teile, gibt es eine Störung in der Elektronik oder wird einer der mächtigen Kraftwerk-Riesen vom Blitz getroffen, kann sich in kurzer Zeit ein zerstörerischer Brand ausbreiten.

Abgelegen und kaum erreichbar

Oft sind die Windenergieanlagen in entlegenen Gebieten aufgestellt. Doch selbst wenn die Einsatzkräfte der Feuerwehr schnell an Ort und Stelle sein können, bleibt ihnen oftmals nichts anderes übrig, als das Abbrennen der Anlage zu kontrollieren und ein Übergreifen der Flammen zu verhindern.

Die brennende Gondel liegt einfach zu hoch, um sie zu Löschzwecken in kurzer Zeit zu erreichen. Die hohe Investition in die Windenergieanlage (WEA) ist dann verloren, ein längerer Produktionsausfall schädigt zudem den Betreiber und das meist ohnehin angeschlagene Image dieser nicht überall beliebten Stromerzeuger.

Löschvorrichtung muss integriert werden

Um diesen Risiken wirksam begegnen zu können, muss die Löschvorrichtung bei Brandausbruch bereits vor Ort, also in die Windenergieanlage integriert, sein. Ebenso gilt es, die Brände so früh wie möglich feststellen zu können, um die High-Tech-Systeme vor Schaden zu bewahren.

Doch weder die Branderkennung noch die Brandlöschung wird in der Regel mit nur einer Technik sichergestellt. Brandmeldesysteme für Windenergieanlagen werden meist als Kombination verschiedener Meldertypen realisiert. Neben optischen Rauchmeldern, Temperaturmeldern und Flammenmeldern kommen auch Videokameras, Mikrofone und andere intelligente Sensoren zum Einsatz.

Unterschiede bei Mechanik und Elektronik beachten

Bei der Planung der automatischen Brandlöschung sollte auf die unterschiedlichen Komponenten einer WEA eingegangen werden. Generell lassen sich die Bauteile in mechanische und elektrische Elemente unterteilen. Getriebe, Hydraulik und Bremsen unterliegen anderen Risiken als Generatoren, Transformatoren und Steueranlagen.

Unabhängig von der Löschtechnik sollte der Brandschutz für Windenergieanlagen grundsätzlich einen Schutz gegen die Auswirkungen von Blitzeinschlägen vorsehen, da diese zu den wesentlichen Ursachen für Brände in WEA gehören.

Ebenso ist die Verwendung von schwer entflammbaren Materialien auch bei WEA wo immer möglich angezeigt. Eine automatische Überwachung der WEA zur frühzeitigen Detektion von Fehlfunktionen trägt ebenso zur Senkung des Brandrisikos bei.

Neuer Leitfaden für Brandschutz in Windenergieanlagen
Seit kurzem ist als VdS 3524 (Brandschutzkonzepte für Windenergieanlagen) ein Leitfaden verfügbar, der insbesondere von dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) und von Germanische Lloyd (GL) als Zertifizierer von Windenergieanlagen erstellt wurde. In diesem Leitfaden finden Interessierte unter anderem die Themen Risiken, Brandursachen, Schutzziele und Schutzkonzepte, Hinweise zur Branddetektion und -löschung, Maßnahmen zur Verlustminimierung und zur Qualitätssicherung des Brandschutzes bei WEA.